Vor dem Spiel ist nach dem Spiel:
Beat Guggisberg, Leiter Technische Versicherungen

Mit dem Tunnel gewachsen
Beat Guggisberg, Leiter Technische Versicherungen, hat das Jahrhundert-Bauwerk während seinen ganzen 20 Jahren in der Versicherungswirtschaft begleitet, sein Erfahrungsschatz ist mit dem Tunnel gewachsen. «Vertrauen und Kontinuität unter Partnern und Bauherren spielen bei einem solchen Projekt eine grosse Rolle», lautet sein Fazit. Nun, da die ersten Züge durch den Tunnel fahren, ziehen viele Beteiligte weiter. «Ein Kapitel wird geschlossen, da schwingt Wehmut mit», beschreibt der promovierte Geophysiker seine Gefühle zur Eröffnung.

«Der Berg lebt!»

Kirchenschiffe im Berg
«Der Berg lebt!», dieser Fakt sei die grösste Herausforderung für ihn gewesen, so Guggisberg. Schliesslich «ist es schon die Frage, ob es funktioniert, einen Schacht 800 Meter senkrecht in die Tiefe zu bauen», wie dies in Sedrun gemacht wurde. Und auch die bei Tunnelwechsel-Kavernen entstehenden Hohlräume, so gross wie Kirchenschiffe, hätten einen Unsicherheitsfaktor dargestellt. «Die Ingenieure und Mineure haben aber alles perfekt gemeistert», lobt er die Arbeiten.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Im Jahr 2006 hatten Mikrobeben und starke Bergschläge im Tunnel, aber auch Turbulenzen am Londoner Rückversicherungsmarkt für schlaflose Nächte gesorgt. «Aber wir hatten versicherungsseitig von der Risikobegleitung über die Schadenabwicklung bis hin zu Nachverhandlungen dank der guten Zusammenarbeit mit dem Bauherrn und den Partnern immer alles im Griff.» Kein Wunder, schwingt beim Gelingen eines solchen Bauwerks auch Stolz mit.

Nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels hat sich Beat dem Neubau des RBS-Bahnhofs Bern zugewendet. Knapp zwei Jahre nachdem die ersten Personenwagen durch den Gotthard-Basistunnel gerollt sind, haben wir ihn zum Mut Check-Up getroffen.

Was bedeutet Mut für dich?
Eine Entscheidung zu treffen, ohne alle Eventualitäten überprüft zu haben. Zum Beispiel als wir beim Bau des Kraftwerks Rheinfelden morgens um 6 mit  prognostiziertem Jahrhundert- Hochwasser konfrontiert waren. Wir hatten die Wahl: Entweder wir fluten die Baugrube kontrolliert – und nehmen einen Schaden von CHF 200‘000 in Kauf – oder wir lassen es darauf ankommen und riskieren einen Schaden in Millionenhöhe. Wir haben uns vor Ort gegen eine kontrollierte Flutung entschieden – der Bauherr hätte seinerseits die Baugrube fluten wollen. Im Nachhinein war dies die richtige Entscheidung.

Wohin hat dein Mut dich gebracht?
Zu vielen tollen Grossprojekten, die wir mit der Allianz im Rücken versichern durften – vom Kraftwerk Rheinfelden, den Pumpspeicherkraftwerken Linthal2015 und Nant de Drance über den Pont de la Poya bis hin zu den NEAT-Tunneln.

Was rätst Du Menschen, die einen ungewöhnlichen Weg gehen?
Mut braucht Vertrauen. In sich selbst, in sein eigenes Können und in die eigenen Projekte. Das Umfeld kann zwar die Sicherheit geben und motivieren, aber ohne Freude an der Sache wird das Unterfangen nicht erfolgreich sein.

Und solchen, die es wollen, sich aber nicht trauen?
Sich einmal überwinden und einfach machen. Wenn man einmal Mut bewiesen hat und damit erfolgreich war, gewinnt man an Selbstvertrauen – und getraut sich Schritt für Schritt mehr.

Eigene Story einreichen