Allianz Global Pension Report 2020: Schweizer Rentensystem mit grossem Handlungsbedarf

  • Über die nächsten Dekaden gehen die Babyboomer massenweise in Rente und setzen die Sozialsysteme damit einem Stresstest aus
  • Nur wenige Länder haben ihre Rentensysteme bereits demographiefest aufgestellt – allen voran Schweden, Belgien und Dänemark
  • Das schweizerische Rentensystem rangiert weltweit nur im Mittelfeld (Platz 23)
Wallisellen, 28. Mai 2020 – Die Allianz hat ihren ersten „Global Pension Report“ veröffentlicht, der mit Hilfe des eigenen „Allianz Pension Index“ (API) Rentensysteme rund um den Globus analysiert.

Der Index folgt einer einfachen Logik: Er beginnt mit der Analyse der demographischen und fiskalischen Grundvoraussetzungen und untersucht dann die beiden Hauptdimensionen eines jeden Rentensystems: Nachhaltigkeit und Angemessenheit. Der Index ruht daher auf drei Säulen und berücksichtigt insgesamt 30 Parameter, die Werte zwischen 1 und 7 annehmen können, wobei 1 den besten Wert bezeichnet. Mit der gewichteten Summe aller Parameter weist der API jedem der analysierten 70 Länder einen Wert zwischen 1 und 7 zu und erlaubt so eine umfassende Einschätzung des jeweiligen Systems.

“Demographie und Rente sind in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund gedrängt worden, erst von der Klimafrage, heute durch die Corona-Pandemie“, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. „Aber der demographische Wandel wird sich schon bald mit Macht zurückmelden. Die drohende Rentenkrise zu entschärfen und Gerechtigkeit und Ausgleich zwischen den Generationen zu schaffen sind essentielle Grundbedingungen für eine stabile Gesellschaft, die allen eine faire Chance gibt.“

Die Dramatik des bevorstehenden demographischen Wandels zeigt sich anhand des Altersquotienten[1]: bis zum Jahr 2050 wird er um 77% auf 25% steigen – und damit schneller als in den 70 Jahren davor. In vielen Entwicklungsländern wird sich der Altersquotient in den nächsten drei Jahrzehnten verdoppeln, in Europa und Amerika benötigte diese Entwicklung noch mehr als doppelt so lange. Das bekannteste Beispiel ist China, wo der Altersquotient von 17% auf 44% ansteigen dürfte. In den Industrieländern dagegen ist vor allem die absolute Höhe problematisch, in Westeuropa zum Beispiel wird er auf 51% klettern.

 

[1] Anteil der Menschen, die 65 Jahre und älter sind, an der Erwerbsbevölkerung (15 bis 64 Jahre). 

Diese Entwicklung wird in der ersten Säule des API aufgenommen, die die Ausgangsbedingungen misst: finanziellen Spielraum und demographischen Wandel. „Eine Folge der gegenwärtigen Krise und der damit verbundenen Verschuldung wird es ohne Frage sein, dass wir unsere Anstrengungen zur Reform der Rentensysteme verdoppeln müssen. Was es eventuell noch an finanziellen Spielräumen gab, ist unwiderruflich fortgespült worden“, sagt Michaela Grimm, Autorin des Reports.

Die zweite Säule des API ist die Nachhaltigkeit und misst, wie Systeme auf den demographischen Wandel reagieren. Gibt es eingebaute Stabilisatoren oder fällt das System auseinander, wenn eine sinkende Zahl an Einzahlern einer immer grösseren Zahl an Rentenempfängern gegenüber steht? Länder, die das Rentenalter oder Rentenleistungen an die Lebenswertwartung koppeln, haben ein nachhaltigeres Rentensystem als solche Länder, in denen die weitere Erhöhung des Rentenalters ein politisches Tabu darstellt.

Die dritte Säule des API analysiert die Angemessenheit des Rentensystems, also die Frage, ob das System einen angemessenen Lebensstandard im Alter sicherstellt. Wichtige Stellschrauben sind hier der Abdeckungsgrad, die Rentenhöhe und schliesslich die Existenz einer zweiten, kapitalgedeckten Säule. Insgesamt ist der durchschnittliche Wert für Angemessenheit (3,7) leicht höher als der für Nachhaltigkeit (4,0), ein Hinweis darauf, dass viele Rentensysteme ein grösseres Gewicht auf die Wohlfahrt der heutigen Rentnergeneration legen als auf die der zukünftigen Beitragszahler.

Werden die Werte aller drei Säulen zusammengenommen, ergibt sich der Gesamtwert des API: Schweden, Belgien und Dänemark sind dabei die drei Länder mit den relativ besten Rentensystemen weltweit (siehe Tabelle). Die Schweiz, auf der anderen Seite, steht auf Rang 23. In punkto Angemessenheit (2,4) gehört die Alpenrepublik dabei sogar zu den Top-5 weltweit, vor allem dank der hohen Verbreitung der staatlichen Rente sowie des vorbildlichen Betriebsrentensystems und der hohen Ersparnisse. Bei der Nachhaltigkeit (4,7 Punkte bzw. Platz 63) schneidet die Schweiz dagegen deutlich schlechter ab. Ein relativ niedriges Rentenalter und ein fehlender Demographiefaktor in der Rentenformel sind hier die Hauptschwachpunkte. Angesichts der rapiden Alterung der schweizerischen Gesellschaft – der Altersquotient wird in den nächsten drei Jahrzehnten auf 50% steigen – sollte sich die Schweiz einer ehrlichen Rentendebatte nicht länger entziehen. Das Thema gehört nach Corona ganz oben auf die politische Tagesordnung.

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Land

Rang

Gesamtwert

Ausgangsbedingungen (Wert)

Nachhaltigkeit
(Wert)

Angemessenheit
(Wert)

Schweden

1

2,9

3,4

3,0

2,6

Belgien

2

2,9

4,3

2,9

2,3

Dänemark

3

3,0

3,3

3,2

2,5

Neuseeland

4

3,0

3,5

3,8

1,9

USA

5

3,0

3,1

3,3

2,8

Australien

6

3,1

3,0

3,3

3,0

Niederlande

7

3,1

4,0

3,9

2,0

Norwegen

8

3,2

3,3

3,9

2,4

Bulgarien

9

3,2

3,8

2,7

3,3

Kanada

10

3,2

3,4

3,8

2,6

 

 

 

 

 

Schweiz

23

3,5

4,2

4,7

2,0

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