Allianz Vermögensstudie: Schweiz nicht mehr Nr.1

  • Weltweite Vermögen fallen 2018 erstmals seit der Finanzkrise wieder
  • Schweiz verliert die Spitzenposition an die USA
  • Konvergenz zwischen armen und reichen Ländern kommt zum Stillstand
  • Schuldenwachstum stabilisiert sich auf hohem Niveau
Wallisellen, 18. September 2019 – In der zehnten Auflage des «Global Wealth Reports» der Allianz kommt es zu einer traurigen Premiere: 2018 sind die Geldvermögen in Industrie- und Schwellenländern gleichzeitig zurückgegangen. Selbst 2008, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, war dies nicht der Fall. Weltweit befanden sich die Anleger in einer Zwickmühle: Auf der einen Seite der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China, die endlose «Brexit-Saga» und zunehmende geopolitische Spannungen, auf der anderen Seite die Verschärfung der monetären Bedingungen und die (angekündigte) Normalisierung der Geldpolitik. Die Allianz hat die Geldvermögen und Verschuldung der privaten Haushalte in über 50 Ländern analysiert.
Die Herausforderungen haben ihre Spuren an den Börsen hinterlassen: Global gaben die Aktienkurse 2018 um etwa 12 % nach. Dies schlug direkt auf die Vermögensentwicklung durch. Die Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte gingen um 0,1 Prozent zurück und stagnierten bei EUR 172,5 Billionen. «Die zunehmende Unsicherheit fordert ihren Tribut», sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. «Die Demontage der regel-basierten globalen Ordnung ist Gift für den Vermögensaufbau. In den Zahlen zur Vermögensentwicklung zeigt sich dabei auch deutlich: Handel ist kein Nullsummenspiel. Entweder gewinnen alle – wie in der Vergangenheit – oder es verlieren alle – wie im letzten Jahr. Ein aggressiver Protektionismus kennt keine Gewinner.»

Die Brutto-Geldvermögen der schweizerischen Haushalte schrumpften 2018 zwar nur minimal um 0,1 %. Damit verzeichneten die schweizerischen Sparerinnen und Sparer allerdings den ersten Rückschlag seit der Finanzkrise vor elf Jahren. Ursächlich für diesen Rückgang war der Einbruch bei Aktien und Investmentfonds (-7,4 %), der vom leichten Anstieg der Bankeinlagen (+1,8 %) und kräftigerem Zuwachs der Versicherungen und Pensionen (+3,8 %) nicht kompensiert werden konnte.

Gleichzeitig stiegen die privaten Verbindlichkeiten mit 2,8 % im verhaltenen Tempo der Vorjahre, die Schuldenstandsquote sank auf 128 %. Dies ist jedoch nach wie vor ein absoluter Spitzenwert: Weltweit sind nur die Dänen und Australier noch stärker verschuldet, der westeuropäische Durchschnitt liegt bei 74,1 %.

Als Konsequenz aus fallenden Vermögen und steigenden Schulden sank das Netto-Geldvermögen 2018 in der Schweiz um 1,5 %; im Vorjahr wurde noch ein sattes Plus von 7,6 % erzielt und seit der Finanzkrise – als es den letzten Rückgang gab – steht ein durchschnittlicher Zuwachs von 3,8 % zu Buche. Diese Entwicklung – und der starke Dollar – schlagen sich auch in der Rangliste der 20 reichsten Länder nieder (siehe Tabelle): Mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von 173.840 Euro (rund CHF 190‘000) musste sich die Schweiz 2018 mit dem zweiten Platz begnügen, hinter den USA. Zu den grossen Verlierern in dieser Liste seit der Jahrtausendwende zählen insbesondere europäische Länder wie Italien (-10 Plätze), Grossbritannien (-7 Plätze) und Frankreich (-5 Plätze). Asiatische Länder dagegen – allen voran Singapur (+13 Plätze) und Taiwan (+10 Plätze) – gehören zu den Aufsteigern, ebenso wie Schweden (+6 Plätze), Australien (+5 Plätze) und Südkorea (+ 5 Plätze).

2018 sind die Brutto-Geldvermögen in den Schwellenländern nicht nur das erste Mal zurückgegangen, sondern der Rückgang fiel mit -0,4 % auch stärker aus als in den Industrieländern (-0,1 %). Massgeblich dazu beigetragen hat die schwache Entwicklung in China, wo die Vermögen um 3,4 % fielen. Aber auch andere wichtige Schwellenländer wie Mexiko und Südafrika mussten 2018 empfindliche Einbussen verkraften.

Dies ist eine bemerkenswerte Trendumkehr. Denn im Durchschnitt der letzten beiden Dekaden lag der Wachstumsvorsprung der Schwellenländer bei 11,2 Prozentpunkten. Es scheint so, als ob die Handelsstreitigkeiten dem Aufholprozess der ärmeren Länder ein jähes Stoppzeichen gesetzt hätten. Die Industrieländer profitierten davon jedoch ebenso wenig. Sowohl Japan (-1,2 %), Westeuropa (-0,2 %) als auch Nordamerika (-0,3 %) verzeichneten ein negatives Vermögenswachstum. 

Gleichzeitig stiegen die Mittelzuflüsse um 22 % auf einen neuen Rekordwert von über EUR 2,7 Billionen. Dafür zeichnete allerdings allein die Entwicklung in den USA verantwortlich: Dank der Steuerreform konnten die US-Haushalte ihre Sparanstrengungen um sagenhafte 46 % steigern; damit entfallen etwa zwei Drittel aller Ersparnisse in den Industrieländern auf die USA. Die Analyse der Mittelzuflüsse 2018 offenbart noch eine weitere Besonderheit: Die Sparer scheinen sich von der Vermögensklasse Versicherungen und Pensionen abzuwenden, auf sie entfielen gerade noch 25 % der frischen Spargelder; vor und unmittelbar nach der Finanzkrise lag dieser Wert im Schnitt noch bei über 50 %. Und während die US-Haushalte dafür vermehrt Wertpapiere nachfragten, präferierten alle anderen Haushalte Bankeinlagen: In Westeuropa beispielsweise wanderten zwei Drittel der frischen Spargelder zu den Banken; weltweit waren Bankeinlagen das achte Jahr in Folge die populärste Anlageform. Diese Präferenz für liquide und vermeintlich sichere Anlagen kommt die Haushalte teuer zu stehen: Allein im letzten Jahr dürften sich die Vermögensverluste durch Inflation auf annähernd EUR 600 Mrd. summiert haben.

«Es ist ein paradoxes Sparverhalten», sagte Michaela Grimm, Ko-Autorin des Reports. «Viele sparen mehr, weil sie einen längeren und aktiveren Lebensabend erwarten. Gleichzeitig aber lassen sie die Produkte, die eine wirksame Absicherung im Alter versprechen, Lebens- und Rentenversicherungen, links liegen. Offensichtlich scheint der Niedrigzins die Bereitschaft zu langfristigem Sparen zu untergraben. Dabei braucht die Welt nichts dringender als Langfristsparer und -investoren, um die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen.» 

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