Portrait

«Ich bin kein typischer Schweizer»

Globi von Heiri Schmid | ©Orell Füssli AG, Globi Verlag, Imprint Orell Füssli Verlag
Globi von Heiri Schmid | ©Orell Füssli AG, Globi Verlag, Imprint Orell Füssli Verlag
Bilder: Heiri Schmid | ©Orell Füssli AG, Globi Verlag, Imprint Orell Füssli Verlag
Seit fast 30 Jahren verleiht der Illustrator Heiri Schmid (87) der Kultfigur Globi ihr Aussehen. Wie ein Globi-Buch entsteht, wo er am liebsten zeichnet und wie sich seine Arbeit im Laufe der Jahre verändert hat, verrät er uns im Interview.
Interview: Seline Schneider | Lesedauer: 3 Minuten

Herr Schmid, Sie wurden als Globi-Zeichner bekannt. Wie kam es dazu?

Die Globi-Figur erfunden hat ursprünglich Robert Lips 1932 in Zusammenarbeit mit Globus. Auf Lips folgte Peter Heinzer, der insgesamt 20 Globi-Bücher zeichnete. 1996 wurde ich dann vom Globi Verlag angefragt – erst, um Heinzer zu entlasten, dann um ihn ganz abzulösen. Seither habe ich 15 Globi-Bücher gezeichnet. Seit zehn Jahren beschäftigt der Globi Verlag auch noch zwei jüngere Zeichner, Samuel Glättli und Daniel Frick.

Sie haben Globi also nicht erfunden, sondern neu interpretiert. War das eine Herausforderung?

Es ist immer noch jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung. Die Vorgabe ist, dass man sich so gut wie möglich an das Original hält. Aber natürlich gibt es da Abweichungen, die ein geschultes Auge erkennt. Schlussendlich hat jeder Zeichner seine eigene Handschrift. Mit «Globi am Flughafen» bin ich sehr zufrieden, das ist mir gut gelungen.

Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?

Anfangs habe ich noch mit Stiften auf meinem Zeichnungsbrett gezeichnet. 2002 habe ich dann einen Computer angeschafft und die Zeichnungen eingescannt und dann digital bearbeitet. Seit vier Jahren zeichne ich nur noch auf meinem Tablet. Das erleichtert mir meine Arbeit enorm und ich kann von überall arbeiten.

Wo zeichnen Sie denn am liebsten?

In meinem Haus in Griechenland. Das habe ich vor 40 Jahren als Ruine gekauft und restauriert. Dort habe ich einen schönen grossen Raum, wo ich zeichne.

Zurück zu Globi: Wie entsteht ein Globi-Buch? Und wer ist alles dran beteiligt?

Der Verlag gibt jeweils ein Thema vor. Meistens hat es einen Bezug zu einer Institution oder einer Sache, die alle kennen. Früher hat der Zeichner die Ideen geliefert und der Texter hat dazu Verse geschrieben. Bei meinem ersten Buch «Globi bei der Post» wurde ich einen Tag lang durch die Post geführt, damit ich mir ein genaues Bild machen konnte. Heute ist es bei mir eher so, dass der Texter eine Geschichte schreibt und ich diese dann illustriere. Die Gags finden aber weiterhin in den Bildern statt. Das ist auch das Erfolgsgeheimnis von Globi – man versteht ihn auch ohne Worte.

Wie lange dauert es, so ein Buch fertigzustellen?

Wir haben jeweils ein Jahr Zeit pro Buch. Zuerst zeichne ich Entwürfe, das kann schon mal zwei bis drei Tage pro Seite dauern. Und für die Reinzeichnung brauche ich dann nochmal bis zu fünf Tage pro Seite. Ich bin relativ langsam, weil ich ein sorgfältiger Schweizer bin, was meine Arbeit betrifft. Sonst bin ich so gar kein typischer Hosenträger-Schweizer – im Gegensatz zu Globi.

Wie würden Sie sich denn beschreiben?

Ich bin ein Kosmopolit, habe schon in unterschiedlichen Ländern gewohnt, spreche mehrere Sprachen. Die Schweiz ist trotzdem meine Heimat. Ich wohne hier auf dem Land im Thurgau und fühle mich sehr wohl. Und den Sommer verbringe ich jeweils in Griechenland. Dort fühle ich mich noch wohler.

Sie sind dieses Jahr 87 Jahre alt geworden und denken noch lange nicht an Ruhestand. Warum?

Ich habe noch so viele Projekte und bin froh darum. Nichtstun ist langweilig. Meine Arbeit macht mir immer noch Spass und ich treffe viele spannende Leute. Ausserdem hält es mich jung – das hoffe ich zumindest.

Gibt es noch ein nächstes Globi-Buch?

Die Skizzen sind erstellt. Mal schauen, was damit passiert.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Mein Traumberuf war eigentlich immer Modefotograf, weil man dort mit schönen Frauen zu tun hat. Jetzt schaue ich halt Germany's Next Topmodel (lacht). Tatsächlich habe ich während meiner Zeit als Visualizer und Art Director für die Werbung und später für Magazine neben dem Illustrieren auch fotografiert – und zwar nicht nur Mode. Ich möchte gerne noch nach Amerika. Das Leben dort stelle ich mir vor wie in den amerikanischen Filmen. Vielleicht besuche ich mal meinen Enkel, der bald in Pasadena (Kalifornien) Animation und Game Design studiert.

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Heiri Schmid ist gelernter Grafiker und arbeitet als freischaffender Illustrator. Er war zweimal verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und vier Enkelkinder. Der 87-Jährige wohnt im Thurgau und im Sommer auf Andros, Griechenland.
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