Mobilität

5 Fragen an: Prof. Dr. Andreas Herrmann

Portrait Andreas Herrmann Spotlight 2023
Andreas Herrmann (58) ist Professor für Betriebswirtschaftslehre und führt das Institut für Mobilität an der Universität St. Gallen. Er veröffentlichte bereits 15 Bücher, unter anderem zum autonomen Fahren. Sein neustes Sachbuch heisst «Mobilität für alle ... auf Knopfdruck».
Interview: Nina Sigrist | Lesedauer: 4 Minuten

Herr Herrmann, wie stehen Sie zu autofreien Innenstädten?

Ist das in der Schweiz umsetzbar? Es ist sehr wünschenswert, künftig die Innenstädte autofrei zu gestalten. Einerseits, weil uns heute Strassen und Parkplätze enorm viel Lebensraum nehmen, nämlich etwa 20 bis 30 Prozent der Fläche einer Stadt, und andererseits aus Emissionsgründen. Dabei muss gewährleistet sein, dass alle Anwohnerinnen und Anwohner die gleiche Chance haben, weiterhin mobil zu sein. Hierzu werden in den kommenden Jahren sicherlich Verlosungautonome Shuttles insbesondere den innerstädtischen Verkehr bereichern. Dies wird auch Menschen mit Behinderung aller Art mehr Freiheit und Mobilität bieten.

Wieso haben wir noch keine selbstfahrenden Autos auf den Strassen?

Radikale Technologien lösen immer erst Euphorie aus und dann kommt die Enttäuschung. Nun sind wir an einem Punkt, wo konkrete Konzepte in die Umsetzung gehen und die Thematik wortwörtlich Fahrt aufnimmt. Häufig ist ja nicht die Technologie der limitierende Faktor, sondern das Verhalten der Menschen. Es erfordert ein Herantasten. Das Vertrauen in die Technologie muss entstehen, sodass wir uns künftig auch von Fahrzeugen ohne Fahrerin oder Fahrer nach Hause fahren lassen.

Die Schweiz hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 über eine Million Elektrofahrzeuge auf den Strassen zu haben. Wie realistisch ist es, in den nächsten 7 Jahren dieses Ziel zu erreichen?

Auch hier hat der Umstieg vom Verbrenner auf die Elektromobilität erst mal Zögerlichkeit ausgelöst. Alle Unsicherheiten der Konsumentinnen und Konsumenten etwa hinsichtlich Reichweite oder Wiederverkauf solcher Fahrzeuge mussten erst aufgelöst werden. Verbrenner kommen ans Ende des Lebenszyklus und dann geht die Kurve nach oben. Sicherlich wird sich ab 2025 die Elektromobilität stark durchsetzen, sodass es realistisch bleibt, das Ziel zu erreichen.

In Ihrem Buch «Mobilität für alle ... auf Knopfdruck» schreiben Sie ausführlich über Mobility-as-a-service. Wie werden unsere Kundinnen und Kunden künftig mobil sein und welcher «Knopf» ist zu drücken?

In der idealen Welt gibt es autonome Fahrzeuge und der Knopf ist auf dem Smartphone. Lediglich die Eingabe des Ziels ist notwendig und der Standort wird direkt übermittelt. Die Fahrgäste können wählen, ob sie alleine im Fahrzeug sitzen wollen oder zu einem günstigeren Preis auch Mitfahrende haben möchten. Durch den Knopfdruck habenalle Men-schen künftig den Zugang zur Mobilität und damit zur Gesellschaft. Es ist auch vorstellbar, dass solche Fahrten teils günstiger oder gar umsonst angeboten werden. Zum Beispiel wenn der Fahrgast zu einem Restaurant gefahren werden will und auf der Fahrt noch über einen Screen Produkte beworben werden.

Wie können sich unseren Kundinnen und Kunden auf die Mobilitätswende vorbereiten?

Einerseits muss man sich einlassen auf neue Technologien. Sie bringen nicht nur Veränderung mit sich, sondern sind auch eine grosse Chance für uns. Andererseits muss aber auch das Angebot vorhanden sein, dass die Menschen Vertrauen in die neue Art der Mobilität gewinnen. Wir brauchen Modellstädte, in denen alle diese neuen Technologien erlebbar sind.

Buch "Mobilität für alle" von Andreas Herrmann Spotlight 2023

Verlosung

Wir verlosen fünf Exemplare des Buches «Mobilität für alle ... auf Knopfdruck» von Andreas Herrmann.

Um an der Verlosung teilzunehmen, senden Sie uns eine Mail an spotlight@allianz.ch mit dem Betreff «Verlosung». Teilnahmeschluss ist der 30.09.2023.

Folgen Sie uns